Das Leben scheint sich in Siebenjahreszyklen zu bewegen.
Nachdem ich die letzten sieben Jahre weit weg von Sinnlichkeit verbracht habe – das Leben hatte eben andere Pläne – habe ich in den Monaten, seit ich wieder mitten im Geschehen bin, eine Beobachtung gemacht: Es ist eine neue Art von Mensch herangewachsen – diejenigen, die jetzt in ihren Zwanzigern oder frühen Dreissigern sind – und ihre „Gebrauchsanleitung“ lerne ich gerade erst kennen.
Siehst du, in einer erotischen Massagesituation zeigt sich die menschliche Natur schon nach wenigen Minuten. In so einem Moment sind Körper und Seele nackt. Da gibt es nichts mehr zu verstecken oder vorzutäuschen.
Zum Vergleich: An einem „normalen Arbeitsplatz“, unter Kollegen, kann es ewig dauern, bis man halbwegs begreift, mit welchem Typ Mensch man es eigentlich zu tun hat.
Diese jungen Menschen, die ich in dieser kurzen Zeit beobachtet habe, wirken irgendwie weniger grob als die Generationen davor, deren „Anleitung“ ich im Schlaf kenne. Sie scheinen eine feinere Energie zu haben. Sie eilen nicht sofort in meine grosse Umarmung, wenn sie zur Tür hereinkommen; ihre Umarmung ist zurückhaltender, kantiger, ihr Körper hält sich vorsichtig auf Abstand. Die überfliessende Sinnlichkeit der Massage macht sie zunächst eher vorsichtig…
Vielleicht spielt in ihrer Psyche auch das Chaos eine Rolle, das seit 2020 über die Welt fegte – genau in der Zeit, als diese Generation noch sehr jung und verletzlich war. Solche Dinge gehen ja nicht spurlos an der menschlichen Seele vorbei. Die Welt ist seither nicht mehr dieselbe. Das Leben ist nicht mehr so unbeschwert und ausgelassen wie früher – besonders, wenn es um Nähe und Berührung geht. Das Lecken der Wunden braucht Zeit.
Viel Nähe ist ins Internet und in die Telefone abgewandert. Aber das ist keine echte Nähe.
Deshalb ist das, was wir hier in den Sitzungen der erotischen Massage tun – die Nähe, die wir hier gemeinsam erleben – eine zutiefst wichtige und heilende Arbeit auf dieser Welt.