Paradies und Hölle sind keine Orte irgendwo draussen, in einer anderen Wirklichkeit. Sie sind Orte in uns selbst.
Heute war ich mehrmals im Paradies. Zusammen mit einem Klienten sind wir im Spiel so hoch aufgestiegen, dass ich nach der Sitzung nur sagen konnte:
„Das… war einfach… heilig. Wie könnte etwas s o w a s Schönes schlecht oder unanständig sein? Ich glaube, ich bin wirklich die glücklichste Frau der Welt… sieh doch nur, womit ich mich Tag für Tag beschäftigen darf – fliegend auf den Flügeln von Erregung und Ekstase…“
Und dann sah ich auch jemanden, ganz nah, in seiner persönlichen Hölle.
Denn Hölle – das ist, wenn du dich mit deinen eigenen Gedanken so weit quälst, dass dir alles unerträglich erscheint, so sehr, dass du es kaum noch aushalten kannst.
Unter rund 20’000 erotischen Massagen ist so etwas vielleicht zwei Mal vorgekommen.
Das erste Mal war vor etwa 14 Jahren, als ein Klient – schon nervös hereingekommen – angesichts meiner warmen, fliessenden Sinnlichkeit, wie er sie wohl noch nie erlebt hatte, plötzlich etwas Dunkles in sich aufwühlte, seine Kleider ergriff und fluchtartig davonlief – mich beschuldigend, „eigentlich ein Mann zu sein“.
Der heutige Klient war so überdreht vor Spannung, dass meine zärtliche Sinnlichkeit, Wärme, Achtsamkeit, die Einladung zur Entspannung und Intimität – genau jene Qualitäten, die alle anderen glücklichen Klienten in den Himmel getragen hatten – ihn wütend machten. Sein Körper war steif, seine Stimme laut, seine Worte voller Abwehr. Ich bat ihn immer wieder, einfach loszulassen in meine warmen Hände und nichts weiter zu tun, als den Mund zu schliessen, das Kämpfen zu beenden – und endlich zu F Ü H L E N, all das Schöne und Erhebende, das hier gerade geschieht.
Doch irgendwann hatte er sich so sehr in seine innere Spannung hineingeredet, dass er gar nicht bemerkte, wie seine Hand noch immer auf meiner nackten Brust lag, während aus seinem Mund die Wut floss – Ausdruck seiner irdischen Hölle. Er hatte sich in einen Zustand gebracht, der so unerträglich wurde, dass er mitten in der wohl köstlichsten erotischen Massage der Welt fliehen musste.
Traurig über sein gequältes Dasein dachte ich: „Das ist doch nicht seine Schuld.“
Unsere Erde ist heute ein stressiger Ort. Es fehlt wahrlich nicht an Herausforderungen.
Darum sollten wir jeden Tag, in jedem Moment, unsere Gedanken beobachten – damit wir uns, um Himmels willen, nicht selbst eine Hölle auf Erden erschaffen, wo eigentlich ein Paradies sein könnte.